Fluch und Segen der Karibik

Nein, wie ein Indianerhäuptling sieht Irvince Auguiste nicht aus. Keine Federn im Haar, kein Stirnband, kein Fransenhemd. Als er 21 Jahre alt war, wählten ihn die Kalinago auf der Insel Dominica zu ihrem Chief. Wir besuchten die Kalinaro, eines der letzten indigenen Völker der Karibik, in ihrem nicht ganz leicht zu erreichenden Reservat im Nordosten des weitgehend unbekannten Karibik-Staates Dominica, der in der Sprache der Ureinwohner „Waitukubuli“ heißt (die Mächtige, wegen der rund 1.500m hohen Vulkangebirge). Heute leben noch etwas 500 Kalinaros in dem offiziell ca. 70.000 Einwohner umfassenden Inselstaat. „Unser Volk ist leider vom Aussterben bedroht“, sagt Irvince. Die Ureinwohner leiden besonders unter den Folgen des verheerenden Hurricans Maria, der das Land 2017 praktisch vollständig verwüstete. Man kann sich das als Europäer kaum vorstellen. Die Insel sah aus wie nach einem Atombombenangriff. Viele Einwohner verließen das Land. Durch die Hilfe von UNICEF, USAID, IsraAID, der russischen und der chinesischen Regierung (was für eine Melange!) wird es jetzt wieder aufgebaut. Auch Irvince, seine Frau Louisette und ihre beiden Söhne leben in Zelten, die ihnen von USAID überlassen wurden.

Zelt
Das aktuelle Zuhause

Sie luden gastfreundlich ein und wir genossen leckeren Saft aus Sternfrüchten und Kassava-Brot, das aus der Maniok-Wurzel hergestellt wird.

Kassava-Brot aus Maniok
sehr lecker

Auf meinen Beruf angesprochen, wurde ich einem Händler des Stammes, Willerd aus St. Cyr, vorgestellt, dem die Kampagne der Potsdamer IHK sehr gefiel, den Brandenburger Wolf in alle Ecken der Welt zu tragen. Er würde sich sehr freuen, wenn mehr Brandenburger sein paradiesisches Land besuchen würden.

 

 

 

 

 

 

Von Handelskammer an den Händler

Wir haben die Ureinwohner vor allem mit Solarlampen unterstützt, da die Stromversorgung immer noch an vielen Orten mangelhaft war. Aber auch die mitgebrachten 4 Fußbälle sorgten für Begeisterung bei den Kindern und Jugendlichen im Dorf.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Solarlichter helfen

Auch der Indianer-Chief denkt an die Zukunft. Die neue Holzhütte am Fluss, die er mit seinen Söhnen aufbaut, soll Backpackern als Unterkunft dienen. Die ersten Gäste werden bald erwartet. Dominica hat sich, auch auf eine Kooperation mit der EU hin, dem Ökotourismus verschrieben.

 

 

 

 

 

 

 

Existenzgründung im Ökotourismus

Tatsächlich ist das Land wunderschön mit vielen Wasserfällen, Dschungel-Pfaden und 365 Flüssen. Es gibt sogar kochende Seen und Geysiere und um die Insel herum leben ca. 20 Pottwal-Familien. Die Umwelt ist so gesund und das Leben so entschleunigt, dass hier – bezogen auf die Gesamtbevölkerung – die meisten Hundertjährigen weltweit leben! Der mangelnde Anschluss an den Welttourismus liegt vor allem am Fehlen eines international zugelassenen Flughafens, so dass man das Land nur über die Nachbarländer mit der Fähre oder kleine Flugzeuge erreichen kann. Das ist Fluch und Segen zugleich … à-pro-pos „Fluch“: Aufgrund der reizvollen Natur wurden hier viele Szenen von Fluch der Karibik der Teile 2 & 3 gedreht. Also nicht nur für Abenteurer, sondern auch für Film-Fans ist Dominica ein besonderes Reiseziel.

 

 

Dr. Stephan Knabe
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